Sorry, ein etwas längerer Beitrag, weil ich mich mal wieder über Politik geärgert habe.

Ich stelle mir gerade vor, was ich wohl machen würde, wenn ich mit Friedrich Merz zur Schule gegangen wäre und sich daraus eine langjährige Freundschaft entwickelt hätte, so wie das bei zwei meiner ehemaligen Schulkollegen der Fall ist.

Das muss der absolute Albtraum sein. Unter Freunden verzeiht man sich ja vieles, aber wenn man mehr und mehr erlebt, wie scheißegal deinem Freund Menschen zu sein scheinen, denen es in unserer Gesellschaft nicht so gut geht, und denen er das Leben noch unerträglicher machen möchte, indem er ihnen das ohnehin schon viel zu knappe Existenzminimum kürzen will und es ihm anscheinend ein Anliegen ist, sie aus ihren Wohnungen zu vertreiben, indem er auf einem von Spekulanten geprägten Wohnungsmarkt eine festgelegte Pauschale für die Übernahme der Mietkosten fordert, dann wäre das nicht mehr mein Freund, sondern mein Feind.

Ich finde es zutiefst abstoßend, wie auf dem Rücken von Betroffenen Wahlkampf betrieben wird. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie viel Angst das auslöst.

Versprechen, Verschweigen, anders darstellen, hart miteinander ins Gericht gehen, all das gehört seit jeher zum Wahlkampf. Aber Lügen, bis sich die Balken biegen, ist für mich eine neue Dimension, die man durchaus als Trumpismus bezeichnen kann.

Das Böse kann nur existieren, wenn es genügend Dumme gibt. Damit ist nicht ein kognitiv begrenztes Potenzial gemeint. In diesem Zusammenhang finde ich das Wort dumm nicht nur falsch, sondern auch extrem diskriminierend. Es geht um Menschen ohne Urteilsvermögen, ohne Logik, ohne die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Wer nicht hinterfragt, wer einfach unreflektiert übernimmt, was man ihm sagt, wem das Urteilsvermögen fehlt, der ist einer dieser Lemminge, die kollektiv über die Klippe springen. Und davon scheint es nicht nur in der AFD, sondern auch in der Union genug zu geben. 16 Jahre CDU-Regierung, eine Partei, die den Fortschritt in unserem Land eher verhindert als vorangetrieben hat, bekommt nach den letzten Umfragen 33 % der Wählerstimmen, mit einem Kanzlerkandidaten, der extrem unbeliebt ist. Wahrscheinlich sind es mehrheitlich die Lemminge, die dem populistischen Wahlkampf der Partei uneingeschränkt Glauben schenken.

Der Bürgergeldempfänger lebt in Saus und Braus, und dem müssen wir es mal richtig zeigen. Alles Faulenzer, die haben es nicht anders verdient. Und wenn man sich das Wahlprogramm der CDU anschaut, muss man sich schon fragen, ob der Artikel 1 unseres Grundgesetzes wirklich noch für alle gilt. Die Lemminge steigen sofort darauf ein, weil sie solche faktenbefreite Botschaften unreflektiert übernehmen. Mangels Urteilsvermögen sehen sie auch nicht, was das für die Betroffenen bedeutet.

Es ist ihnen egal, wenn Menschen in einem der weltweit vermögendsten Länder obdachlos werden oder täglich hungern müssen. Es ist ihnen auch egal, wenn Menschen sich das Leben nehmen, weil sie für sich keine Perspektive mehr sehen oder von Behörden fremdbestimmt werden. Ihnen wird auch das Menschsein abgesprochen, nur weil sie in ihrer Situation gerade auf solidarische Hilfe angewiesen sind. Nur wer arbeitet, gehört dazu. Krankheit, Behinderung, Unfälle, Pflege von Angehörigen, Arbeitsplatzverlust im höheren Alter, alles wird ausgeblendet.

Sie glauben das, was ihnen von unseren Parteien in Deutschland vorgelogen wird. Bürgergeldempfänger haben mehr Geld zur Verfügung als geringfügig Beschäftigte, was überhaupt nicht stimmt. Sie sehen aber auch nicht, dass sie nützliche Idioten eines kapitalistischen Systems sind, das sich immer mehr in eine feudale, rechte, neoliberale Oligarchie verwandelt. Und die prekär Beschäftigten sehen nicht, dass sie aufgehetzt werden, damit sie ihre ausbeuterische Arbeitssituation nicht weiter hinterfragen. Da ist es ganz praktisch, ein Feindbild zu haben, auch wenn es besser wäre, sich mit den Bürgergeldempfängern zu solidarisieren, die schon alles verloren haben.

Ich weiß, dass in meinem Beitrag zum Teil antidemokratische Aussagen enthalten sind, aber ich habe mittlerweile das Gefühl, dass ich die meisten Parteien eher als Feinde und weniger als Freunde betrachte, auch wenn ich persönlich gar nicht betroffen bin.